Sonntag, 28. September 2008

Die Frucht wächst am Rande des Baumes / Kapitel 05

Einführung
Ist Ihnen schon mal folgendes passiert? Sie wollen zu einem Thema, einem Problem oder Projekt eine Mind-Map zeichnen und Ihnen fällt zu diesem Thema nichts ein. Nun! Vielleicht helfen Ihnen dann die nachfolgenden "Sprengstoffe", um das Thema gewissermaßen methodisch zu zergliedern.

Sprengstoff
"Sprengstoffe" oder Zergliederungshilfen? Wir können es nennen wie wir wollen. Gemeint ist immer das Gleiche. Also wenigstens in Bezug auf diesen Post:
Nämlich Methoden, die helfen sollen, verschiedene Themen in Unterthemen zu gliedern. Eben Zergliederungshilfen. Diese habe ich seit dem Kapitel 03 angekündigt bzw. gesammelt und möchte sie hier nun vorstellen. Zur Verdeutlichung habe ich die unterschiedlichen Kategorien mit Namen von Sprengstoffen bezeichnet.

..SCHWARZPULVER, der Klassiker unter den Sprengstoffen oder auch W-Fragen genannt:
Stellen Sie sich vor, dass Sie die Aufgabe haben, für irgend ein Objekt, dass von irgend jemandem genutzt werden soll, ein Betriebshandbuch zu erstellen. Sie werden wahrscheinlich in den meisten der zu behandelnden Objekte immer über die gleiche Fragestellungen stolpern:
WER hat WAS, WIE, WANN und WO, WIEVIEL mal zu tun und WEM kommt es zu Gute. Die meisten Handbücher unterschlagen noch das WARUM, das ich mit einreihen möchte, da es auch die Neugier befriedigt.

Also, alles in allem muss es dann heißen:
  1. WER muss es tun
  2. WIE muss er es tun
  3. WAS muss er tun
  4. WANN muss er es tun
  5. WO muss er es tun
  6. WIE oft muss er es tun
  7. WARUM muss er es tun
  8. WEM kommt es zu Gute

Schon mal 8 Möglichkeiten ein Thema zu zergliedern.

..TNT und seine AUSwirkungen
Stellen Sie sich vor, dass Sie die Sanierung einer Trinkwasserleitung in einer Straße zu planen haben. Die Leitung ist völlig korrodiert und muss ausgegraben bzw. ausgewechselt werden.

Die Anwendung der W-Fragen ist schon mal ein guter Ansatz für die Planung.
Für Auswirkungen, Einwirkungen und Nebenwirkungen bei dieser Maßnahme sollten Sie aber die Packungsbeilage lesen oder Ihren Arzt oder Ingenieur fragen.

Alles hat nämlich seine Auswirkungen (-auf das Umfeld). Das Umfeld hat wiederum Einwirkungen auf das geplante Objekt und wenn das geplante Objekt funktioniert, hat es garantiert auch noch Nebenwirkungen (Nicht jeder plant ja Trinkwasserleitungen. Es gibt ja auch welche die Kernkraftwerke oder so planen ;-)

Deswegen muss innerhalb der Bauzeit die Versorgung der Angrenzer mit Trinkwasser durch eine sogenannte Interimslösung (Zwischenlösung) gewährleistet werden.
Bei welcher Maßnahme auch immer, -bedenken Sie, dass alles seine:
  1. Auswirkungen hat und
  2. Einwirkungen hat und
  3. Nebenwirkungen hat
Damit haben wir dann schon mal über 8 x 3 = 24 weitere Aspekte zur Gestaltung und Vergrößerung unserer Mind-Map

..C4, genannt Plastiksprenstoff oder auch Standardphasen genannt:
Auch der Umgang mit den Objekten durch den Nutzer muss in der Planung berücksichtigt werden. Daher ist es gut, dass Projekt in verschiedene Phasen einzuteilen, die sich erfahrungsgemäß einstellen und für sich genommen auch weitere interessante Aspekte liefern:
  1. Phase zur Umsetzung und Erstellung eines Objektes
  2. Phase der Inbetriebnahme eines Objektes
  3. Bereitschaftsphase (so ne Art Wartehaltung bis das Objekt genutzt wird)
  4. Betriebsphase (das Objekt macht irgend etwas bzw. mit dem Objekt wird was gemacht)
  5. Phase der Außerbetriebnahme (das Objekt wird zum Zweck der Reparatur außer Betrieb genommen)
  6. Instandsetzungs- und Sanierungsphase (hier wird dann gewerkelt, um danach das Objekt wieder in Betrieb zu nehmen)
Richtig ergiebig wird es, die Standardphasen (C4) mit Schwarzpulver, TNT und C4 zu kombinieren um danach 24 x 6 = 144 Möglichkeiten zu erhalten, unser Thema zu zergliedern (unsere Mind-Map wird dicker)

..NITROGLYZERIN oder Standardszenarien
Ist das Objekt konzipiert und die Planung steht, sollten Sie diese mit sogenannten Standardszenarien konfrontieren. Also, was ist, wenn:
  1. das Objekt VERSORGT (z. B. mit Treibstoff) werden muss,
  2. NOTFÄLLE oder HAVARIEN innerhalb oder in der Nähe des Objektes auftreten,
  3. das Objekt REPARIERT werden muss,
  4. wenn in der ZUKUNFT bestimmte Faktoren anders sind
  5. (wenn mal jemand auf TOILETTE muss (NUTZERBEDÜRFNISSE))
144 x 4 = 576 Möglichkeiten!!! Sätestens jetzt machts keinen Spaß mehr, alles durchzudenken, geschweige denn, eine Mind-Map zu malen. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.


..SEMTEX oder Analysen
Abschließend wird dann das Geplante nochmal einer Analyse unterzogen, in der:
  1. das geplante Objekt in seine BESTANDTEILE zerlegt wird,
  2. die VERNETZUNG der Bestandteile dokumentiert wird,
  3. die einzelnen Zustände der Bestandteile ANALYSIERT werden,
  4. das zeitliche Verhalten (DYNAMIK) diskutieren werden muss.

Macht dann 576 x 4 = 2.304 Möglichkeiten, Facetten, Perspektiven, die sich natürlich zu einem gewissen Anteil überschneiden, aber ich denke, bis zum Abwinken genug, um echt fette Mind-Map's zu erzeugen.



..Handlungsempfehlungen zur Erfassung und Gestaltgebung von Problemen auf der Basis von Kreativitätstechniken
Nachfolgend habe ich die wesentlichen Erkenntnisse aus allen Post's zusammengefasst:

Handlungsempfehlungen zur Erfassung von Problemen:
1. Unterscheiden Sie anhand Ihres Wissens, ob eine Aufgabe bewältigt werden soll, oder ob Sie ein Problem angehen! [Kap.: 01]

2. Sollten Sie ein Problem angehen, fragen Sie so lange nach dem "Wozu?" oder "Warum?" bis Sie es abgegrenzt haben! [Kap.: 02]

3. Teilen Sie das Problem gedanklich in die Problematik und in die Lösungsfindung auf! [Kap.: 01]

... 3.1 Nehmen Sie an der Problematik möglichst vorurteilsfrei teil, um mit Hilfe Ihrer WAHRNEHMUNG, ERSCHEINUNGEN des Problems zu ANALYSIEREN und zu sammeln! [Kap.: 01, 06]

... 3.2 Nehmen Sie Ihre Erfahrungen mit nach Hause und lösen Sie Ihr Problem durch SYNTHESE der ERSCHEINUNGEN! [Kap.: 01, 06]



Handlungsempfehlungen zur Gestaltgebung von Problemen
1. Einsatz der Mind-Map nur in der Analyse [Kap.: 06]

2. Unterscheiden von verschiedenen Zergliederungsmethoden [Kap.: 03]

... 2.1 Zergliederungsmethoden 1. Ordnung (Atomisieren)

... 2.2 Zergliederungsmethoden 2. Ordnung (systemische Zergliederung)

3. Nutzen verschiedener Zergliederungshilfen [Kap.: 03 und 05]

... 3.1 W-Fragen

... 3.2 EIN-, AUS- und NEBENwirkungen

... 3.3 StandardPHASEN

... 3.4 StandardSZENARIEN

... 3.5 ANALYSEN

4. Nutzen symbolischer Verzweigungen [Kap.: 04]

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Stefan,

ich finde es wirklich bemerkenswert, wie konsequent methodisch du vorgehst! Um mit meinen Begrifflichkeiten zu sprechen: Die von dir vorgestellten Zergliederungshilfen stellen für mich Denkwerkzeuge (eine Strategie, um das Denken zu fokussieren und zu leiten) dar.

Die W-Fragen nutze ich gerne zur Vorbereitung von Workshops, um Informationen zu sammeln, wobei ich unter den einzelnen Ws noch weitere Unterpunkte habe, z.B. bei WAS: Eine kurze Historie des Problems, was ist bereits versucht worden etc...

Ich denke, die von dir genannten Werkzeuge, lassen sich gut in einem digitalen Mind Map darstellen. Die Frage ist, wie man der Fülle an Möglichkeiten Herr wird, die dadurch enstehen können.

Mein Vorgehen ist dabei immer ein zweistufiges. Dieser Ansatz kommt aus dem Creative Problem Solving: Ich gehe zuerst in die Breite und versuche möglichst viele Möglichkeiten zu finden. Hier wird noch nicht gewertet oder gewichtet. Das ist das divergierende Denken. Im zweiten Schritt - dieser wird streng vom ersten getrennt - gehe ich in die Bewertung und in das Aussortieren, wo ich die wichtigsten Punkte auswähle und kategorisiere. Das ist das konvergierende Denken. Einen kurzen Artikel dazu habe ich einmal auf meinem Blog veröffentlicht (http://www.creaffective.de/blog/archives/19-05-2008.html).

Gehst du immer nach diesem Muster vor? Dann ließe sich dazu eine schöne digitale Mind Map-Vorlage erstellen, die man sich immer aufrufen kann, sobald an diese Frage stößt.

Viele Grüße

Florian

chiochip hat gesagt…

Hey Supi und freu total,

der erste Kommentaaaaar ist da! Ich kam mir ja schon vor, wie ein Wissenschaftler auf der Suche nach außerirdischem Leben. Danke!

Aber um deine Frage zu beantworten:

Nicht immer so konsequent, -aber immer öfter!

Ich spreche deshalb von "Zergliederungshilfen" um sie von den "Zergliederungsmethoden" (Post 03) zu trennen und weil der Begriff besser zur Mind Map passt. Aber mit "Denkwerkzeuge" könnte ich mich auch anfreunden.

Die Fülle an Möglichkeiten ergeben sich ja aus der Kombination von W-Fragen mit Phasen und Szenarios oder wie auch immer. Aus meiner Sicht genügt die Darstellung in der Grundform oder höchstenfalls nach Relevanz. Alles andere sprengt eine Mind Map oder die Übersicht leidet.

M. a. W. plädiere ich dafür die Kombinationen in Tabellenform aufzuschreiben.

Gruß Stefan

Anonym hat gesagt…

Das Thema die Übersichtlichkeit sicher zu stellen ist wichtig. Da kann eine Tabelle eine andere brauchbare Visualierungsform sein. Ich arbeite bei solch komplexen Anwendungen mit digitalen Mind Maps, die ich von der Darstellung her anpassen kann, um nicht von den Informationen her erschlagen zu werden.

Mache dir keine Gedanken über Kommentare. Das dauert! Die Anzahl der Kommentare sagt auch nicht unbedingt etwas über die Zahl der Leser aus. Die Frage ist sogar, ob das ein wichtiges Kriterium ist. Wir beide schreiben zu Nischenthemen und es erfordert Zeit und etwas Nachdenken, sich damit auseinander zu stetzen.

Weiterhin viel Spaß beim bloggen.